Die Entwicklung des Jeeps

Die unglaublich kurze Entwicklungszeit des Jeeps ist höchst interessant und in vielen Büchern, leider im Inhalt nicht immer übereinstimmend beschrieben.

Verschiedene Armeen auf beiden Seiten des atlantischen Ozeans experimentierten schon zwischen 1910 und 1940 mit Fahrzeugen, die für die Aufklärung, das Nachrichtenwesen, und den Personentransport, als Ersatz von Pferden und Motorrädern mit Seitenwagen, eingesetzt werden konnten. Dies waren vor allem abgeänderte Personenfahrzeuge wie zum Beispiel der Ford T und der Austin Seven.

Im Jahre 1940 war der zweite Weltkrieg in vollem Gange und die amerikanischen Armeebehörden realisierten, dass Amerika auch in den Krieg verwickelt werden könnte. Die Beschaffung dieser Art Fahrzeuge wurde eine vordringliche Angelegenheit. Genau gesagt die Geschichte des Jeeps beginnt mit der Ausschreibung, die an 135 potentielle Hersteller für ein solches Fahrzeug gesandt wurde, am 27. Juni 1940.

Die Spezifikationen für das Fahrzeug waren :

1. Vierradantrieb
2. Minimumgeschwindigkeit 5 km/h
3. Leergewicht 590 kg
4. Nutzlast 272 kg
5. Radabstand 203cm
6. Höhe 91 cm
7. Spurbreite 119 cm
8. Bodenfreiheit 16.5 cm

Die Spezifikationen, vor allem das Leergewicht war wie sich später herausstellen sollte unrealistisch. Aber auch die Termine waren so kurz, dass sich nur 2 Hersteller meldeten. Es waren dies die Bantam Car Company (früher American Austin) und die Willys Overland Company. Die Pläne des Fahrzeuges sollten bis am 22. Juli 1940, also innerhalb von 25 Tagen präsentiert werden. Anschliessend sollten 70 Prototypen in 75 Tagen folgen, wovon der erste Prototyp schon nach 49 Tagen geliefert werden sollte.

Die Bantam Car Company war zu diesem Zeitpunkt praktisch bankrott. Nur noch 15 Angestellte waren damit beschäftigt einzelne Fahrzeuge herzustellen. Klar, dass Bantam Morgenluft witterte und alles daran setze, diesen Auftrag zu erhalten, um die Firma dadurch zu retten. Bantam jedoch fehlte ein kompetenter Konstrukteur, deshalb versuchte Bantam mit Hilfe von William Knudsen (General im Kriegsmaterial – Beschaffungsministerium) den genialen Konstrukteur Karl Probst zu überzeugen bei Bantam das neue Fahrzeug zu entwickeln. Karl Probst liess sich von so hoher Stelle nicht lange bitten. Er arbeitete fast rund um die Uhr und hatte die Pläne des Fahrzeugs innerhalb von nur 5 Tagen (und Nächten!) fertig gestellt.

Am 22. Juli 1940 wurden die Pläne im Quartermaster Corps Camp Holabird vorgestellt. Die Bantam Corporation war die einzige, die vollständige Pläne vorweisen konnte; Willys reichte nur ein Rohkonzept und eine Offerte ein. Ford Motor Company, die nur als potenter Fahrzeuglieferant auch eingeladen wurde, hatte natürlich keines von beidem. Ford und Willys sahen sich nicht in der Lage einen Prototyp in der Zeitlimite von 49 Tagen herzustellen.

Bantam begann mit der Herstellung des ersten Prototyps BRC-Pilot und lieferte diesen auch prompt nach 49 Tagen am 23. Sept. 1940 im Camp Holabird ab. Zum Test waren auch Willys und Ford eingeladen. Das Fahrzeug hatte noch kleinere Mängel, überzeugte jedoch die US-Armee. Die US-Armee, die nicht so recht an die Produktionsfähigkeit und die Liquidität von Bantam glaubte, händigte die Pläne von Bantam, natürlich unter Protest von Bantam, an Willys und Ford aus.

Eine Vorserie von je 1500 Fahrzeugen sollte produziert werden. Willys und Ford stellten vorgängig je einen Prototypen her, die im November 1940 fertiggestellt wurden. Willys lieferte ihren Quad am 11.Nov.1940 und Ford ihren Pygmy am 23. Nov 1940 im Camp Holabird ab. Ein erbarmungsloser Vergleichstest zwischen Bantam Mk II, Willys Quad und Ford Pygmy deckte nun die Vorteile und die Mängel der 3 Konkurrenten auf. Als Folge dieser Tests wurde eine modifizierte Spezifikation ausgearbeitet z.B das Leergewicht wurde auf 980 kg angehoben, die Motorhaube sollte flach wie beim Pygmy sein etc.
Die finanzielle Situation von Willys war nicht viel besser als die von Bantam und auch Willys hoffte, sich durch einen Auftrag der US-Armee sanieren zu können. Die andere Parallele zu Bantam war die Tatsache, dass Willys auch einen genialen Konstrukteur vorzuweisen hatten. Barney Roos unterzog 1938 den für seine Unzuverlässigkeit und Reparatur-anfälligkeit berühmten Willys Whyppet Motor, der aus dem Jahre 1926 stammte einer gründlichen Überarbeitung. Dieser neue und äusserst zuverlässige Motor, der “Go Devil”, war dann auch für den Erfolg von Willys verantwortlich. Schlussendlich schrieb dieser Motor Jeep Geschichte.

Noch vor Abschluss der Vergleichstest mit den Prototypen erfolgte am 14. Nov. 1940 die Bestellung von je 1500 Einheiten an alle drei Hersteller. Die Fahrzeuge mit den vereinbarten Modifikationen waren der Bantam BRC 40, der Ford GP und der Willys MA.
Die Fahrzeuge wurden dem Aberdeen Proving Ground sowie verschiedenen Teilen der US-Armee zur Erprobung zugeteilt. Der Ausgang dieser Erprobung ergab, dass alle drei Hersteller ein armeetaugliches Fahrzeug vorzuweisen hatten. Der Willys hatte jedoch mit dem neuen und stärkeren Motor klare Vorteile. Der MA jedoch war immer noch zu schwer und musste 12% oder 120 kg abspecken. Barney Roos unterzog den MA einer Abmagerungskur, die nicht vor der letzten Schraube oder sogar der Lackierung halt machte. Der Bantam hatte viele Ausfälle wegen unterdimensionierten Teilen zu verzeichnen. Der Ford war am bequemsten, hatte jedoch ein unsynchronisiertes Getriebe und war deshalb bei den Fahrern nicht sehr beliebt. Zudem hatte der Ford die meisten Ausfälle zu verzeichnen.

Die Armee musste sich nun für ein Fahrzeug entscheiden. Die Bürokraten hätten den Auftrag am liebsten an Ford wegen seiner finanzieller Grösse und der Produktionskapazität erteilt. Die Technokraten setzten jedoch durch, dass technische Aspekte mehr berücksichtigt wurden. Es stand nun zur Wahl, ob man die besten “Teile” der drei Fahrzeuge kombinieren sollte, oder ob ein Fahrzeug ausgelesen und von allen drei Herstellern gemeinsam produziert werden sollte. Am 8. Juni 1941 wurde die zweite Option gewählt, jedoch mit der Änderung, dass Bantam unter Protest ausgebootet wurde. Bantam erhielt als Ersatz dafür von der Armee Aufträge zur Herstellung von Anhängern und Flugzeugfahrwerken.

Am 23.Juli 1941 erteilte die Armee Willys den Auftrag für 16000 Willys MB und am 15. Nov.1941 erhielt Ford den Auftrag für 15000 “baugleiche” Fahrzeuge in Lizenz von Willys herzustellen, nämlich den Ford GPW. Die Baugleichheit hielt sich wie Jeepfans wissen in Grenzen, es bestand jedoch eine 100%ige Austauschbarkeit der Teile. Dies war die eigentliche Geburtsstunde des Jeep. Woher der Name Jeep stammt kann nicht eindeutig gesagt werden, denn es kursieren verschiedene Geschichten über die Herkunft. Eine plausible Erklärung wäre die englische Bezeichnung General Purpose GP (ausgesprochen Gee Pee). Der Jeep, MB und GPW schrieben im zweiten Weltkrieg Geschichte. Kein geringerer als General Dwight D. Eisenhower sagte:

Der Jeep, die Dakota (Flugzeug) und die Landungsboote haben den zweiten Weltkrieg gewonnen.

Von der Entwicklung bis zu Ende des zweiten Weltkrieges wurden folgende Fahrzeuge hergestellt:

Bantham Anzl. Willys Anzl. Ford Anzl.
Prototype 1 Quad 2 Pygmy 2
MkII 69 MA 1555 GP 4458
BRC-40 1175 MB Slat gille 25808 GPW 277896
Zus.BRC 40 1430 MB 335531
TOTAL 2675 TOTAL 362896 TOTAL 282356

Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges war es dann auch mit der Jeep-Produktion für die US-Armee für längere Zeit vorbei. Ford musste die Produktion einstellen, weil die Lizenz erlosch und Willys suchte nach zivilen Anwendungen für den Jeep.

Erst im Jahre 1950 mit dem Ausbruch des Koreakrieges benötigte die US-Armee wieder neue Jeep’s. Der M38 war ein neues Fahrzeug, das auf der Basis des CJ3A entwickelt wurde. Der M38 wies viele Neuerungen auf z.B. eine elektrische Anlage mit 24V, komplett wasserdichte Ausführung, höhere Bodenfreiheit und robusteres Chassis etc. Später löste der M38A1 den M38 ab.

Vereinzelt fanden auch leicht modifizierte CJ3B unter der Bezeichnung M606 den Weg in die US-Armee. Im Vietnamkrieg wurde ein neues Fahrzeug eingesetzt, das jedoch nicht mehr von Willys gebaut wurde. Der MUTT oder auch M151A1 respektive M152A2 wurde von verschiedenen Herstellern, vor allem Ford bis anfangs der 70er Jahren gebaut.
Die Produktion der CJ (Civil Jeep) CJ2A, CJ3A, CJ3B waren zwar für den zivilen Gebrauch wie Landwirtschaft, Feuerwehr, Post etc. konzipiert, fanden jedoch in anderen Armeen ihren Einsatz. Die Schweizerarmee und die Südafrikanische Armee waren die grössten Abnehmer von CJ – Jeep’s.

Bantam Prototyp
Bantam Prototyp
Bantam Mk II
Bantam Mk II
Bantam BRC 40
Bantam BRC 40
Ford Pygmy
Ford Pygmy
Ford GP
Ford GP
Ford GPW
Ford GPW
Willys Quad
Willys Quad
Willys MA
Willys MA
Willys MB
Willys MB